6 Jul
Seit mir gegrüßt Freunde der Sonne,
Endlich komme ich mal wieder dazu online zu sein und der gespannten Leserschaft ein paar Zeilen zu tippen…
Wir sind inzwischen wieder in Schweden in der Nähe von Göteborg. Eigentlich sollten wir ja noch in Norwegen sein, allerdings haben uns die kurvigen Fjördstraßen hochrechnen lassen das es ein ganz schöner Akt wird den “Zeitplan” noch einzuhalten. Und nicht zuletzt Mautgebühren von gut 50€ an einem Tag in Fjordnorwegen haben uns den Spaß ein bisschen an Südnorwegen genommen. Deshalb genießen wir den genau richtigen Sommer in Südschweden und lassen uns an klaren See die Sonne auf den Bauch scheinen und gehen ab und zu mal schwimmen… Aber so ähnlich werdet ihr daheim, ja auch den Tag rumbringen. Gut vll arbeitet ihr ein bisschen mehr als wir )
Ansonsten ist alles bestens, die Stimmung gut und bis auf einen Reifenwechsel heute macht auch der Ranz keine Probleme.
Oli: Noch mal alles Gute zum Geburtstag von uns beiden. Vll kriegst du von den Bierkästen ja auch was ab… Aber wie uns zu Ohren gekommen ist habt ihr ja ganz gut gefeiert
Sodann fahre ich mit dem Tagebuch fort:
Don´t go to Kiruna!! Really, don´t!! / Tag 25
Hier in Tromso wurde die Tirpitz letztendlich versengt und so führt unsere erste Fahrt des Tages in Tirpitz-Museum Nr. 2. Eine alte Küstenbatterie der Deutschen dient als Museum inkl. Kanonen, Flagscheinwerfer, U-Boot-Minenwerfer und Bunkeranlagen.Und das alles zum Anfassen und draufklettern…
Die Entscheidung bezüglich “Mittsommer in Schweden” ist gefallen und so vergraben wir ein 2tes Mal einen dicken Batzen Alkohol im Wald. Die Rund 190 km nach Kiruna führen einmal wieder durch karges Gebirge und riesige Seelandschaften.
Die Europastraße der wir folgen ist zeitweise eher als ein beschissener Feldweg zu bezeichnen und so ging es auch den ein oder anderen Kilometer mit 25 km/h gen Westen.
Gegen 19 Uhr erreichen wir die Geisterstadt Kiruna. Es dauert ein paar Minuten und fast die ganze (nicht besonders weite) Strecke bis zum Stadtkern wo wir den ersten Passanten entdecken. Nach einem Gespäch mit anderen Deutschen Touristen erfahren wir das hier genau gar keine Party abgeht, weil Mittsommer hier im Familienkreis gefeiert wird. Ebenfalls hier sehr beliebt für das Mittsommerfest weiter in den Süden Schwedens fahren, weil dort die großen Feste sind.
Wir wollen die Flinte noch nicht gleich ins Korn werfen, also gehen wir erstmal in die angesagteste Hotelbar der Stadt und beschließen nach einem Burgen und nem Bier ganz schnell wieder die Flatter zu machen. Ab ins Auto und zurück nach Norwegen. Nachts gegen halb 2 an einem total eingenebelten See finden wir eine öffentliche Hütte in der wir noch bis früh morgens unser eigenes gen Ende teilweise etwas bröckliges Mittsommer feiern.
Komm wir gehen ins Kino / Tag 26
Gegen Mittag schafft es die verkaterte Bande aus den Federn, passieren die Schwedisch/Norwegische Grenze, sammeln unseren Wald und Wiesen Schnaps wieder ein und fahren nach Harstad. Da die Katerstimmung zusammen mit dem bedeckten Wetter/Nieselregen den ganzen Tag und auch nach dem Abendessen nicht recht nachlassen wollte, beschließen wir ins Kino zu gehen und dem A-Team bei seinem Debüt auf der großen Leinwand die Ehre zu geben.
English mit norwegischen Untertiteln selbstverständlich. Das Highlight in Harstad, die “Adolfskanone” steht für den nächsten Tag auf dem Programm, da ein Besuch nur mit einer der dreimal am Tag stattfindenden Führungen möglich ist. Camp aufschlagen und ab ins Bett.
Kanonen und Fußball / Tag 27
Nach dem Frühstück finden wir uns vor einer Kaserne ein und starten Mitten in einer Wohnwagen Schlange unsere Führung zur großen Kanone. Das noch heutige Militärische Sperrgebiet beinhaltet insgesamt vier Schiffskanonen mit einem Kaliber 40,4 cm. Diese Geschütze sollten eigentlich auf einem Schlachschiff montiert werden, allerdings brach man den Bau dieses Schiffes weit vor der Fertigstellung ab. Diese Schlachschiffklasse H sollte noch einmal größer werden als die Tirpitz, das bis dato größte Deutsche Schlachschiff. Da die Geschütze bereits gefertigt worden waren, beschloss man vier von ihnen in der Gegend von Narvik zur Verstärkung des Atlantikwalls in Norwegen zu bringen. Weitere Geschütze dieses Kalibers stehen in Frankreich.
Die Kanone hatte eine Reichweite von bis zu 65km, was für damalige Verhältnisse enorm war. 68 Mann waren notwendig um eine einzige Kanone mit einer Feuerrate von 1 Schuss pro Minute zu bedienen. Ein schönes Stück Mechanik zum Anschauen und Anfassen. Auch die mechanischen “Ziel-Computer” zur Feuerleitung waren ein Leckerbissen für jeden Maschinenbau-Fan. Die Kanone ist heute noch völlig intakt und “Feuerbereit”. Zuletzt wurde 1961 scharf mit ihr geschossen. Aufgrund der platzenden Scheiben in der näheren Umgebung wird die Kanone heute nur noch gelegentlich mit reduziertem Kaliber geschossen.
Im Anschluss folgte ein weiterer Knaller, nämlich ein WM-Pub in dem wir das Spiel gegen England verfolgten. Anwesende englische Fans rundeten mit ihrer anfänglichen Überheblichkeit und den dem Spielstand angepassten immer längerem Gesicht das Erlebnis hab. Da könnt ihr uns ruhig in der englischen Presse als Nazis beschimpfen, solange wir euch so vom Platz putzen lass ich mir das gefallen…
Nach dem Spiel steuern wir den Passat weiter gen Süd-Osten hinaus auf die Lofoten. Ein Camping-Platz am See, der als Abendspaziergang noch umrundet wird, ist die Heimat für diese Nacht.
Die Lofoten / Tag 28
Endlich erspähen wir durch unsere von Fliegenleichen übersäte Windschutzscheibe die Lofoten, wie wir sie aus den Reisekatalogen kennen. Wir halten in Hankland an einem Sandstrand der eine gehörige Portion Bacardi Feeling versprüht. In einem 3 Std. Trail rund um die Landspitze erkunden wir die nähere Umgebung. Auch das Mittagessen wird bei nur leicht bedecktem Himmel mit den Füssen im Sand genossen…
Am Abend gegen 23 Uhr erreichen wir das malerische Fischerdörfchen Nusfjord und entdecken dort zu unser Überraschung das es Tagsüber tatsächlich 50 Nok (ca 7 €) kostet, sich dieses Dorf anzuschauen. Nein ein Achtbahnpark war nicht inklusive. Vielleicht wäre das auch eine alternative für deutsche Stadtkassen: Einfach Eintritt für die ganze Stadt als solches nehmen!
Ein Camp direkt an der sehr wenig befahrenen Landstraße nach Nusfjord wird aufgeschlagen und mit ein wenig Angeln und “Dummes Zeug” quatschen wird es auch ganz schnell ganz spät.
Wir erwischen uns fast jeden Abend dabei wie wir bis mind 2 Uhr nachts aktiv sind, weil man ohne das “Dunkelwerden” einfach in der “Es ist doch noch gar nicht so spät” Mentalität bei gefühlten 23 Uhr hängen bleibt.
Atlantik-Strand / Tag 29
Nach dem üblichen “Guten Morgen” Programm wie Zelt abbauen, Katzenwäsche und ein wenig Frühstück geht’s nach Reine. Dieses große kleine Fischerdörfchen kann man in der Tat schon vor der Fahrt durch die Stadttore riechen.
Hängen doch in Reine und näherer Umgebung Tausende Fischköpfe zum trocknen auf den für das Landesbild so üblichen Holzgerüsten. Und so drängt sich jedem Reisenden neben der schönen Landschaft, den kleinen Brücken und der teilweise schroffen aber gemütlichen Küstenlinie ein vehementer Fischgeruch auf.
Auf Nachfrage wurde uns übrigens mitgeteilt das die getrockneten Fischköpfe größtenteils nach Nigeria verschifft werden. Weiß der Henker was die damit wollen… Bei denen riecht es wohl zu gut
Wir erkundigen uns gen Nachmittag nach Kanutouren durch die Fjorde. Allerdings müssten wir auf Grund unserer eher geringen See-Kajak Erfahrungen einen Guide mitnehmen, der dann doch unseren finanziellen Rahmen sprengt. Was wiederum ohne alles geht, ist Motorboot fahren. Und das für 100 Euro am Tag. Wir packen unsere Sachen und die etwas ahnungslose Tochter und Aushilfskassiererin im Bootosverleih reicht mir einen nach dem anderen, in Summe ein gefühltes Dutzend, Schlüssel bis wir endlich ablegen können. Trotz dem Ebbe in einem Fjord-Ende machen wir das Boot fest und erkunden zu Fuss den Strand “Bunes”. Nach einer halben Stunde Fussmarsch eröffnet sich vor uns ein malerischer & menschenleerer Strand mit Blick auf die Mitternachtssonne über dem Atlantik. Zurück am Boot entflammt eine kleine Diskussion, ob wir den am Strand campieren oder nicht. Kai und Ich sind allerdings so Feuer und Flamme für ein Camp im Sand, das wir schließlich doch unsere Rucksäcke schultern und noch einmal den Trampelpfad zum Strand auf uns nehmen. Nach ein paar heißen Nudeln aus ner Alu-Dose genießen wir mit einem Schluck Whiskey den Sonnenvorbeigang (Untergang gibt’s ja keinen).
Die Frage ob das die richtige Entscheidung war hier zu schlafen, wird längst nicht mehr gestellt.
Adiö Lofoten / Tag 30
Mit einer guten Handvoll feinstem Atlantiksand in jeder Tasche marschieren wir zum Boot zurück. Auf einem steinigen Küstenstreifen ein Boot bei Ebbe “Flut-sicher” zu vertauen ist so ne Sache. Wir freuen uns jedenfalls unser knallrotes Plastikboot mit immerhin 10PS an der Aussenborderschraube schon aus der Ferne zu entdecken. Reingesprungen und Abfahrt. Wir nehmen uns noch 2,5 Std Zeit für Spazierfahrten im Fjord und Angeln.
Vollzählig und unbeschadet wird das Gerödel wieder im Auto verstaut und wir besuchen A ganz im Süden der Lofoten. Nach einem selbstgekochtem ausgiebigem Mittagessen mit schöner Aussicht, begeben wir uns an den Fährhafen und warten auf nen Klotz schwimmenden Stahl ,der uns nach Bodo bringen soll. Ungefähr nach die Hälfte der zu absolvierenden Strecke verrät eine gewisse Unruhe bei einigen Passagieren noch folgende Ereignisse. Auch Bordpersonal läuft etwas hektischer durch den einzigen Aufenthaltsraum. Wenige Minuten später fragt der Kapitän über die Lautsprecheranlage, ob denn nicht zufällig ein Arzt an Bord wäre. Weiter 10min später nimmt das Schiff plötzlich fahrt weg und dreht bei. Spätestens jetzt ähneln manche Passagiere eher einem Haufen Hühner als zivilisierten Mitteleuropäern. Wir hingegen dösen schon die gesamte Fahrt in einer Ecke und ärgern uns eher über die lauten Durchsagen. Der vorerst letzte Versuch des Kapitäns sein norwegisch ins Englische zu übersetzen und dann ins Bord-Mikro zu quäken lässt uns ahnen das ein Rettungshubschrauber auf dem Weg zu uns ist. Ein Fahrgast der französischen Rentner-Reisegruppe ist wohl mit Schwung aus den Latschen gekippt und wird per Luftpost nach Bodo gebracht.
Mit gut 30 Minuten Verspätung erreichen wir Bodo und suchen uns einen Zeltplatz. Es ist mal wieder Zeit zum Duschen. Außerdem reist Björn morgen ab und möchte im Flieger nicht alle an unserer (Geruchs-)Safari teilhaben lassen. Wir feiern im Zelt noch ein wenig Abschied mit dem ein oder anderen Schluck Vodka. Es wird mal wieder spät…
So das wars für heute und bis bald…
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